Symposium zeigte den Provokateur / Tempel soll im Mittelpunkt stehen

#Neulingen – Wer glaubt, über Gustaf Nagel sehr viel zu wissen, der dürfte spätestens nach der sonntäglichen Veranstaltung in Neulingen eines besseren belehrt sein. Gustaf Nagel ist nicht nur ein Naturapostel und Wanderprediger gewesen, sondern auch ein Provokateur. So zeigte er sich gern in Frauenkleidern und Blusen.

Die Freie Landschaftsarchitektin, Christa Ringkamp, referierte zum Vorhaben auf dem Nagel-Areal am See. Die Powerpoint-Präsentation zeigt die Südseite des einstigen Tempels, der wieder aufgebaut werden soll.
Foto: VON HARRY GÜSSEFELD

Dass auf dem Neulinger Landhof nun sogar der Vorstoß gewagt wurde, Nagel wäre ein Vorgeeilter der queeren Bewegung gewesen, machte einige der Anwesenden nachdenklich. Doch Professorin Heike Behrend, die anhand von Fotografien und Postkarten das Handeln von Nagel unter die Lupe nahm, überraschte mit der kühnen These.

Nagel zeigte sich gern teils oder ganz nackt, es soll sogar Postkarten oder Fotografien gegeben haben, auf denen Nagel gezeigt wird, wie ihn Gott erschaffen hat. Doch solch eine Abbildung ist bislang nicht ans Tageslicht gekommen, bedauerte die Professorin. Dennoch: Es ist überliefert, dass die Postkarten, auf denen Nagel für die damalige Zeit sehr freizügig gezeigt wurde, sich am besten verkaufen ließen.

Christa Ringkamp, die Chefin des Landhofes, sprach zur denkmalpflegerischen Rahmenkonzeption. Sie ist vom Nagel-Förderverein beauftragt worden und wird gemeinsam mit dem Verein der Denkmalbehörde in rund vier Wochen eine Idee zukommen lassen, wie sich das Areal gestalten soll. Natürlich im Mittelpunkt der neue Tempel, wie er sich einst darstellte. Wie überhaupt alles auf dem Areal am See einmal aussah, müsse akribisch mittels Fotos oder mündlicher Überlieferungen nachempfunden werden, hieß es vor Ort.

Antje Pochte, die Chefin des Fördervereins, bat am Sonntag noch Zeitzeugen, wichtige Hinweise zu geben, die eventuell die Sanierung der Anlage beeinflussen könnten. Entstehen sollen auch die Phallus-Säulen. Ungeachtet der derzeit stattfindenden Diskussionen um falsch verstandene Moral, was von den Anwesenden wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde. Im Konzept sind auch die Bäume ein wichtiger Teil. Interessant ist, dass Untersuchungen ergeben haben, dass drei Bäume – so eine Stieleiche, eine Hängeweide und ein Lebensbaum – aus der Zeit Nagels überlebt haben.

Der Förderverein sucht weiter nach Sponsoren, um seine Arbeit zum Erfolg zu führen. Die Idee: Auch einen Kunstverlag ins Boot zu holen, der Bücher oder Bildbände veröffentlicht, mit denen der Verein Geld in die Kasse bekommt. Aber auch Einzelspender sind wieder gern gesehen. Denn zum 150. Geburtstag Nagels im kommenden Jahr wolle man schon viel weiter sein. Der Seetempel wird dann noch nicht realisiert sein. Aber er bleibt auf der Wunschliste der Nagel-Enthusiasten. Das wurde am Sonntag erneut deutlich gemacht.

Quellenangabe: VON HARRY GÜSSEFELD Altmarkkreis Salzwedel vom 12.09.2023, Seite 6

Interesse an einem kostenlosen Testzugang zum ePaper? Bestellen Sie hier: https://meinabo.az-online.de/abo/#abo-pricing . Der Test endet automatisch. 

Translate »

Pin It on Pinterest

Share This
Consent Management Platform von Real Cookie Banner