WEIMAR.  Weltgästeführertag in Weimar widmet sich mit dem Thema „Sagen, Geschichten Anekdoten“ auch dem Wanderprediger Gustaf Nagel.

Quelle: Von Ulrike Demuth Weimar – Thüringische Landeszeitung

Er predigte das naturnahe, asketische Leben, entwickelte seine eigene Schrift, lebte in Erdhöhlen und soll von seiner Frau infolge eines ehelichen Streits mit der Brat­pfanne bis zur nächsten Polizei Station gejagt worden sein: Die Rede ist von Gustaf Nagel, dem Wanderpre­diger, der um die vorletzte Jahrhun­dertwende im altmärkischen Arendsee lebte.

164 Euro spendete das Publikum dem Arendseer Förderverein Gustaf Nagel, worüber sich Gundula Lilienthal, Vereinsmitglied Steffen Siegert und Heike Bouillardt vom  Verein der Stadtführer Weimars (v. r. n. l.) freuten.
Quelle Foto: Ulrike Demuth Thüringische Landeszeitung

Wie es diesen Exoten auf seinen ausgedehnten Reisen auch nach Thüringen, insbesondere nach Wei­mar verschlug, erzählte im Rahmen des Weltgästeführertages die Gus­taf-Nagel-Expertin Gundula Lilien­thal unter dem Titel „Von einem der auszog, das bessere Leben zu fin­den“ vor einem prall gefüllten Zu­hörerraum im Weimarer Neuen Museum.

Kuriose Lebensweise: Nagel lebte barfuß in Erdhöhlen

Die aus Binde, einem Dorf bei Arendsee stammende Lilienthal wusste gleich zu Beginn ihres Vor­trags die Zuhörer mit Spannung und Humor zu fesseln: ,,Meine Großeltern kannten Gustaf Nagel persönlich. Mein Großvater sagte immer, dass dieser Mann ein Tauge­nichts sei. Aber meine Großmutter erzählte mir beim Geschirrabtrock­nen die Geschichten über ihn.“ Da­zu gehörten Sätze wie: ,,Die jungen Mädchen wurden versteckt, wenn er auf Brautschau ging“ und natürlich Geschichte von der Ehefrau Nummer Drei mit der Bratpfanne. Aber vor allem seine kuriose Le­bensweise: Er lebte als Vegetarier, kleidete sich nur in eine Wolldecke, lief barfuß und lebte in Erdhöhlen, später in einem direkt am Arendsee erbauten Tempel, dessen Überreste heute von einem Förderverein betreut werden.

Im Kontext von Sebastian Kneipp und anderen Naturheilern zog er durch das Land und predigte einen naturnahen Lebensstil. Doch Gun­dula Lilienthal ist auf der Suche nach mehr Fakten: Wenig sei über Gustaf Nagels Wanderzeit in Thü­ringen bekannt, sagte sie. Anhand von Zeitungsberichten, Fotos und Postkarten, die der Wanderprediger selbst herstellte und verkaufte, habe sie einige Daten zusammentragen können, berichtete sie dem Publi­kum.

Ende Januar 1901 zu Gast in Weimar

Beispielsweise soll Nagel im Jahr 1900 über Jena nach Apolda und schließlich am 30. Januar 1901 nach Weimar gekommen sein, was Lilienthal mit einem Zeitungsarti­kel belegte. Wohlwollend sei Nagel von den Weimarern aufgenommen worden, heißt es dort: Im Gasthaus „Zum weißen Schwan“ habe sich eine große Menschenmenge einge­funden, um den „Naturmenschen“ zu hören und seine Schriften zu kaufen.

Der Weimarer Kunstverein und der „Sächsische Hof“ hätten ihn ebenfalls zu sich eingeladen, und sein Wesen wird als „durchaus sym­pathisch und angenehm“ beschrie­ben.

Expertin bittet um Mithilfe aus der Bevölkerung

Gundula Lilienthal ist weiterhin auf der Suche nach Hinweisen über Gustaf Nagel und seine Thüringer Zeit. Meldungen können an den Arendseer Förderverein Gustaf Na­gel unter der E-Mail info@gustaf­nagel.de oder an den Verein der Stadtführer Weimars unter stadtfu­ehrung-bouillardt@t-online.de ge­sendet werden.

Quelle: Von Ulrike Demuth Weimar – Thüringische Landeszeitung

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