Förderverein präsentiert seine alten Ideen neu
Gustav Nagel starb 1952, doch trotzdem gibt es in Zusammenhang mit dem Wanderprediger nun eine Premiere. Der Förderverein hat erstmals eine umfangreiche Internetseite über ihn online gestellt.
#Arendsee ● In digitalen Enzyklopädien sind grundlegende Fakten über den Naturapostel zu erfahren. Doch eine umfangreiche und frei zugängliche Zusammenstellung mit vielen Bildern fehlte bislang im Internet. Dies hat der Förderverein um die Vorsitzende Antje Pochte geändert.
Unter der Adresse gustaf-nagel.de sind die Ziele der Ehrenamtlichen aufgeführt. „Das Erbe und Wirken Gustav Nagels als Poet, Liedermacher, Naturmensch und Heilkundler, Rechtschreib- und Lebensreformer und Friedensapostel in Arendsee nicht in Vergessenheit geraten zu lassen“, ist das wichtigste Ansinnen. Darüber hinaus können viele Fotos angeschaut werden. Etliche Fakten sind ebenfalls aufgeführt. Der Verein will damit Gustav Nagel, der sich selbst auch als Rechtschreibreformer sah und seinen Namen gustaf nagel schrieb, bekannter machen.
Das hätte dem Wanderprediger, der am Arendsee seinen Garten Eden schuf, vermutlich gefallen. Er erzeugte auf verschiedenen Wegen Aufmerksamkeit bei den Menschen und nutzte diese dann, um ihnen Themen wie ein naturnahes Leben und vegetarische Ernährung näher zu bringen. Den Tourismus sah der Wanderprediger damals als Chance und wusste natürlich, dass etliche Gäste nur wegen ihm kamen. Teilweise unterschrieb er Briefe übrigens mit der Bezeichnung Kurdirektor, obwohl er dies nicht war.
Sein Bestreben, Neugierde zu wecken, hatte teilweise auch skurril anmutende Züge. Einige davon griff die Heimatforscherin Christine Meyer in ihrem Buch über Gustav Nagel auf. So ging dieser 1948 in ein Arendseer Geschäft und wollte einen Talar kaufen. Doch so etwas gab es damals dort nicht, auch nichts Ähnliches. Der Naturapostel entschied sich für eine alte Spachtelspitzendecke, ein Ladenhüter. Er kaufte sie wie ein normaler Kunde und tat etwas Außergewöhnliches. Das große Rosenmotiv in der Mitte wurde raus geschnitten. Durch das Loch steckte Gustav Nagel seinen Kopf und er trug die Decke wie eine Art Poncho. Heutzutage fällt diese neue Verwendung von Gegenständen, die nutzlos herumliegen, unter den Begriff Nachhaltigkeit.
Damals, in einer konservativen Kleinstadt, sorgte solch ein Verhalten für Aufmerksamkeit. Der Wanderprediger lief mit der Decke auf der Schulter durch den Ort und die Menschen wurden neugierig. Sie folgten ihm und erfuhren somit praktisch nebenbei, was auf seinem Areal in nächster Zeit so geplant ist. Denn Ankündigungen schrieb er auf Zettel und heftete diese ans städtische Aushangbrett am Marktplatz. Der eine oder andere, der Gustav Nagel dort mit seiner kreativen Kleidung sah, wird wohl gedacht haben: Wir gehen einfach mal mit der Familie zu einer der Veranstaltungen, wer weiß, was dort für „Verrücktheiten“ passieren.
Der geschäftstüchtige Wanderprediger nahm natürlich Eintritt und verkaufte unter anderem Postkarten, auf denen oftmals er selbst zu sehen war.
Das vorhandene Nagel Areal besser zu vermarkten, hat sich der Verein auf die Fahnen geschrieben. Baupläne – der Seetempelsoll bis 2024 wieder aufgebaut werden – erhalten derzeit neuen Schwung. Antje Pochte warb bereits beim jüngsten Sozialausschuss dafür und wird dies beim morgigen Stadtrat (19 Uhr Deutsches Haus) gemeinsam mit Planer Jan Bauditz wiederholen. Am gestrigen Sonntag wurden bei einem Workshop die bekannten Ideen nochmal vertieft. Neben dem Tempel gehört auch die Nutzung des Gartenbereiches, zum Beispiel mit Angeboten für Schulen, dazu. Nur die Kommune könnte für Bauprojekte Fördermittel bekommen. Die Einheitsgemeinde ist Eigentümer des Areals. Der Stadtrat hat noch nicht entschieden.
Quelle: Die Volksstimme empfiehlt vom 10. Oktober 2022 den Artikel Gustav Nagel geht online – Von Christian Ziems