„150 Jahre Kurwesen Arendsee“: Wie es Gustav Nagel mit seinem Auftreten und Bauwerken schaffte, die Stadt bekannter und für Touristen attraktiver zu gestalten.

ARENDSEE. „Oh du schöner Arendsee, du Auge meiner Liebe, nimmer gern ich von dir geh, du weckst mir fromme Triebe“, heißt es in einem Gedicht von Gustav Nagel. Diese Liebe wollte er auch anderen Menschen vermitteln. Und dies trug zu einer steigenden Bekanntheit des Kurortes bei.

Gustav Nagel lebte von 1874 bis 1952.
SAMMLUNG: CHRISTIAN ZIEMS

Als Gustav Nagel am 28. März 1874 in Werben geboren wurde und ein paar Monate später am 1. die ersten Kurgäste nach Arendsee kamen, ahnte niemand, dass daraus mal eine Verbindung entstehen würde. Doch der Wanderprediger und Naturapostel kurbelte insbesondere ab 1903 das Kurwesen auf seine ganz eigene Art an. Damals baute er im Wald nahe dem heutigen Lindenplatz ein 20 Meter langes und 15 Meter breites Sonnenbad. Eine dichte Bretterwand schützte die Gäste vor unliebsamen Blicken. In einem großen Behälter wurde das Wasser für die Duschanwendungen vorgehalten. Der Naturapostel wollte andere Menschen von seiner natürlichen Lebensweise überzeugen.

Bei dem Bad alleine blieb es nicht. Gustav Nagel fiel allein schon durch sein Erscheinen – barfuß und dünn bekleidet – auf. Seine vegetarische Ernährung sorgte ebenfalls für Aufsehen, genauso wie sein unerschütterlicher christlicher Glaube in Verbund mit seinen Überzeugungen. Dazu gehörte, den Urlaubern in Arendsee passend zur Umgebung einiges zu bieten.

„Wir unterzeichnenden Bürger von Arendsee begrüßen mit Freuden die Fertigstellung der von Herrn Nagel geplanten Säulenaussichtshalle. Wird doch dadurch den Arendsee besuchenden Fremden ein herrlicher und würdevoller Ausblick auf unseren schönen Arendsee gegeben“, heißt es auf einer vom Wanderprediger initiierten Unterschriften-Sammlung vom September 1929. Diese hat Heimatforscherin Christine Meyer in ihrem Buch über Gustav Nagel dokumentiert.

Das Ziel der Unterschriftenaktion: eine Genehmigung für das auch heute noch oberhalb des Nagel-Areals stehende Bauwerk zu bekommen. Dies gelang. In seinen Einladungen für die Eröffnung sprach er sogar von einem „Sanatorium à la Kneip“. Mit dem Pfarrer Johannes Kneipp stand Gustav Nagel im Briefkontakt. Dieser empfahl ihm Kaltwasserkuren zum Heilen von Krankheiten.

Dies führte auch zum naturnahen Leben und seiner Überzeugung, dies anderen Menschen näherzubringen. Gustav Nagel, der zu den Lebensreformern gezählt wird, lockte damit über die Jahre tausende Menschen an den Arendsee. Zeitungen in ganz Deutschland berichteten über ihn, Arendsee wurde bekannt. Und die Neugierde, diesen Sonderling mal hautnah zu erleben, lockte Urlauber, die mit Zügen und Bussen kamen, aus vielen Regionen in die Altmark. Sie übernachteten dann oftmals in der Stadt, was den hiesigen Gaststätten sowie Hotels zu Gute kam.

Quelle: VON CHRISTIAN ZIEMS – Die Volksstimme empfiehlt vom 20. Juli 2024 den Artikel Ein Mann und viele Urlauber https://epaper.volksstimme.de/volksstimme/share/UEpDRjFJQzhtOGtIdU1aemp5UlhodTU1NEVrQWRwYlBPQm1DaWtQeEo4WGdQd09rRXFwWkJxU1BPRkJKYWg4Ui8yTHJIajJXVmVOZmFnT2tuSFgxZlU2L2Y5WHNzcVlDdXJ6Q3NVbVNEcE9Wd2xFbHlNM2NIVFZ0dW11RHNBND0=?preview=true 

Translate »

Pin It on Pinterest

Share This
Consent Management Platform von Real Cookie Banner