Wie das Gustav-Nagel-Areal zur Sommerentspannung beiträgt

Der Hochsommer bleibt, für die nächsten Tage werden Temperaturen über 30 Grad vorhergesagt. Um die Hitze besser ertragen zu können, gibt es viele Tipps. Aber auch eine regionale Besonderheit mindert das Schwitzen.

#Arendsee ● Baden gehen bei der Hitze – dies ist eine beliebte Möglichkeit, um der Wärme zu entgehen. Doch es gibt nicht nur in, sondern auch am See Abkühlung.

Auf dieser alten Postkarte ist Gustav Nagel zu sehen, wie er gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau (insgesamt drei) Johanne entspannt. Einen Sitzbereich am Eingangsbereich, der durch die eigenartige Mauer dahinter auffällt, gibt es auch heutzutage.
Sammlung: Christian Ziems VOLKSSTIMME

Und dafür existiert sogar eine amtliche Bestätigung des Deutschen Wetterdienstes: „Der die Stadt im Nordosten tangierende Wald und die teilweise den See begleitenden Baumbestände sowie der See selbst und die dem Wind zugewandten Uferbereiche bieten dem Kurgast hinreichend Möglichkeiten, sich der Wärmebelastung zu entziehen.“ Dies steht in einem Gutachten und natürlich können neben Urlaubern auch Einheimische davon profitieren. Solch eine sogenannte Klimakontrollanlayse muss alle paar Jahre erstellt werden, um den Titel Luftkurort zu behalten. Das Schriftstück gibt Auskunft darüber, welche Vorzüge die natürlichen Gegebenheiten für Menschen haben. Dazu gehört auch, vor Hitze sozusagen flüchten zu können. Am einfachsten gelingt dies in der Praxis, in dem die einmal um den See führende Promenade genutzt wird. Dies kann zu Fuß oder per Fahrrad erfolgen. Wer keine Lust aufs Baden hat und die Vorzüge dieses Bereiches trotzdem länger nutzen möchte, kann an mehreren Stellen Rast machen.

Dirk Herrmann brachte beim jüngsten Yoga-Tag Teilnehmern Übungen näher und nutzte dafür den Bereich vor den Überresten des von Gustav Nagel geschaffenen Tempels mit Grotte darunter.
Foto: Christian Ziems VOLKSSTIMME

Gleich drei Dinge, Natur, Entspannung sowie Heimatgeschichte lassen sich auf dem Gustav-Nagel-Areal verbinden. Dort hat praktisch jeder Meter einen geschichtlichen Hintergrund. Den geschwungenen Sitzbereich direkt neben der Eingangstür widmete der Wanderprediger (1874 bis 1952) einst seiner geliebten Mutter. Und bei dem seltsamen Objekt mit dem Türrahmen daneben handelt es sich um den Nachbau des Kassiererhäuschens. So manch Besucher, der auf dem rund um die Uhr kostenfrei zugänglichen kommunalen Areal auf den Schautafeln mehr über den Naturapostel erfährt, stellt sich die spekulative Frage: „Was würde wohl Gustav Nagel über die heutige Zeit denken?“ Dagegen, dass sich Gäste auf dem schattigen Gelände direkt am Ufer eine Hitzepause gönnen, hätte er wohl nichts einzuwenden. Ganz im Gegenteil, war doch sein ganzes Leben durch Offenheit geprägt. Besucher, die sich zum Beispiel aus dem Rahmen fallende Gebäude wie Tempel und Grotte anschauen wollten, begrüßte er gerne und nahm Eintritt. Dagegen hatte die Gemeinde, mit der es ständig Streit gab, grundsätzlich nichts. Doch das Gustav Nagel sich vor dem Bezahlen der fälligen Vergnügungssteuer drückte, trieb den damaligen Stadtverantwortlichen wohl mehr als einmal die Zornesröte ins Gesicht.

Kein Wunder: Wenn der Wanderprediger mal zahlte, war er sofort der beste Steuerzahler der Region. Um diesem unzuverlässigen Treiben ein Ende zu bereiten, bekam der Arendseer einen amtlichen Kassierer an die Seite gestellt. Dafür wurde das kleine Häuschen am Eingang gebaut. Gustav Nagel selbst errichtete es und zeigte im Umgang mit Behörden keinerlei Scheu. Ihm war bewusst: Solch ein städtischer Angestellter hat feste Dienstzeiten. Wenn dann – nach Feierabend – Gäste zum Areal kamen, wurden sie natürlich nicht weggeschickt. Um diese Einnahmen vor den Augen der Staatsmacht zu verbergen, hatte er auf dem Gelände ein geheimes Versteck. Von seiner baulichen Schaffenskraft sind nur noch Überreste zu erkennen. Aber anhand dieser lassen sich, bei einer Pause im kühlen Schatten, sein einfaches und naturnahes Leben weiterhin erkennen. Genau dies, verbunden mit einem festen Glauben, wollte Gustav Nagel den Menschen vermitteln.

Und auch, sich Entspannung zu gönnen. Dazu trägt eine Tafel – eine der wenigen modernen Stücke auf dem Areal – bei. Darauf befinden sich Anreize für Yoga-Übungen, für das sich das idyllische Grundstück ebenfalls anbietet. Das Gustav-Nagel-Areal ist Ausgangspunkt des Yoga Rundweges, der einmal um die Blaue Perle führt.

Von Christian Ziems VOLKSSTIMME

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